Expertise für die Zukunft Europas

Die Europäische Union im globalen Dialog ist das Thema im neu eingerichteten Jean Monnet Centre of Excellence "EU in Global Dialogue" (CEDI), eine interdisziplinäre Kooperation der TU Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Durch das Zentrum soll ein anspruchsvolles, interdisziplinäres Programm von Forschungs- und Lehraktivitäten, aber auch von Wissenstransfer und Vernetzung über ein universitäres Umfeld hinaus verwirklicht werden.

Die CEDI-Direktoren Prof. Dr. Michèle Knodt und Prof. Dr. Arne Niemann (r.) im Gespräch mit Prof. Sharon Pardo (l.) von der Ben-Gurion-Universität des Negev (Foto: Claus Völker)

Die CEDI-Direktoren Prof. Dr. Michèle Knodt und Prof. Dr. Arne Niemann (r.) im Gespräch mit Prof. Sharon Pardo (l.) von der Ben-Gurion-Universität des Negev (Bild: Claus Völker)

Finanziert von der Europäischen Kommission, bündelt das Jean Monnet Centre of Excellence (JMCE) der beiden Rhein-Main-Universitäten Mainz und Darmstadt insbesondere Kompetenzen und Wissen zu EU-bezogenen Themen, um so Synergien zwischen verschiedenen Fachdisziplinen und Ressourcen in den Europa-Studien zu generieren und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus soll ein wichtiger Beitrag zur besseren Informationsvermittlung von und kritischen Auseinandersetzung mit EU-Themen in der Öffentlichkeit geleistet werden.

Der Fokus des dreijährigen JMCE-Programms der Universitäten Mainz und Darmstadt wird auf Forschung und Lehre zum Thema "Die EU im globalen Dialog" liegen und unter anderem die außenpolitische Dimension der EU-Migrationspolitik sowie die regionale Integration aus vergleichender Perspektive umfassen. Mit Blick auf die Lehre ermöglicht das JCME die Fortführung und den weiteren Ausbau der innovativen Lehrmethoden an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Bereich der EU-Simulationen wie die Model European Union Mainz (MEUM) oder das Planspiel "EU+" für Schülerinnen und Schüler.

Das Jean Monnet Centre of Excellence "EU in Global Dialogue" (CEDI), benannt nach dem Wegbereiter der europäischen Einigung, ist Teil der neu begründeten strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten Frankfurt, Mainz und Darmstadt.

Jean-Monnet-Spitzenforschungszentren bündeln das Fachwissen und die Kompetenzen hochrangiger Fachleute (u. a. Inhaber von Jean-Monnet-Lehrstühlen und Koordinatoren von Jean-Monnet-Modulen) und sollen zur Entwicklung von Synergien zwischen den verschiedenen Disziplinen und Ressourcen im Bereich EU-Studien sowie zur Entwicklung gemeinsamer länderübergreifender Aktivitäten und struktureller Verbindungen mit Hochschuleinrichtungen in anderen Ländern beitragen.

Außerdem gewährleisten die Spitzenforschungszentren die nötige Offenheit gegenüber der Gesellschaft. Jean-Monnet-Spitzenforschungszentren tragen erheblich dazu bei, Studierende der normalerweise nicht mit EU-Themen befassten Fakultäten sowie politische Entscheidungsträger, Beamte, Organisationen der Zivilgesellschaft und die breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Spitzenforschungszentren werden in jedem Jahr in einem international hochkompetitiven Verfahren im Auftrag der Europäischen Kommission von der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA) zur Förderung ausgewählt. Die Projektdauer umfasst drei Jahre. Die akademische Verantwortung für die Spitzenforschungszentren liegt jeweils beim Inhaber eines Jean-Monnet-Lehrstuhls.

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INTERVIEW mit CEDI-Direktorin Prof. Dr. Michèle Knodt:

CEDI wurde unter anderem aufgelegt, um auf Veränderungen und Machtverschiebungen in der Welt einzugehen – können Sie das etwas genauer erläutern?

Prof. Dr. Michèle Knodt: Wir können beobachten, dass das gegenwärtige internationale System durch eine signifikante Verschiebung hin zu einer globalen multipolaren Weltordnung gekennzeichnet ist. Dabei kommt neben internationalen Organisationen und den bekannten globalen Mächten wie u.a. der USA und Japan vor allem auch neu aufstrebenden Staaten wie China, Brasilien, Indien und Südafrika eine große Bedeutung zu. Für die EU heißt das, dass sie sich in ihrer Kommunikation nach außen auf unterschiedliche Gesprächspartner einstellen muss. Dies fällt der EU in vielen Politikfeldern nicht leicht. CEDI setzt genau hier an, analysiert die EU im globalen Dialog.

Welche Fragen stehen im Zentrum Ihrer Forschungen am CEDI?

Knodt: Die Arbeiten in CEDI beziehen sich auf sieben Schwerpunktthemen. An inhaltlichen Themenfeldern beschäftigen wir uns mit der EU Energie-, Migrations -und Demokratieförderpolitik in ihrer Außendimension sowie der europäischen und internationalen Governance im Bereich Cyberspace. Zudem fragen wir nach der Rolle der EU als internationalem Mediator und Vorbild für andere regionale Zusammenschlüsse. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit EU-Städtenetzwerken mit Drittstaaten und werden in Kooperation mit dem ersten Jean Monnet Chair in Havanna die EU-Forschung in Kuba aufbauen helfen.

Wird es bei CEDI eher um neue Forschungsfragen gehen oder darum, bereits vorhandene Expertise zu bündeln und sichtbar zu machen?

Knodt: CEDI soll beides leisten. Zum einen werden Forschungsergebnisse gebündelt und sichtbarer gemacht. Dies geschieht durch unsere jährlichen Konferenzen, Workshops und European Lounge Talks zu aktuellen Themen und unsere Annual Lecture Series, die mit der Ausschreibung unseres Jean Monnet Award for EU in Global Dialogue in den Bereichen PhD, Master und Bachelor gekoppelt ist. Zum anderen wird CEDI für uns auch der Diskussionszusammenhang sein, in dem wir neue Forschungskooperationen anstoßen werden.

Wie genau funktioniert die Kooperation der beiden Universitäten am CEDI in der Praxis?

Knodt: Die Kooperation funktioniert seit der Antragstellung reibungslos. Beide Teams um Herrn Niemann und mich haben sofort einen guten Arbeitsmodus gefunden. Beide Teams arbeiten innerhalb des Großthemas der EU-Außenpolitik, jedoch an komplementären Politikfragen. Trotzdem gibt es dabei mehrere Schnittmengen, in denen wir enger kooperieren können und gemeinsam voranschreiten. Kooperation findet dabei nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre statt. So veranstalten wir gemeinsam innovative Formate wie den Junior Campus EU+ und EU-Simulationen mit Mainzer und Darmstädter wie auch internationalen Studierenden.

Was hat das CEDI dank seiner universitätsübergreifenden Struktur anderen Forschungseinrichtungen voraus? Was ist das Besondere an dieser Kooperation?

Knodt: Die Besonderheit dieser Kooperation liegt darin, dass wir ein hochkarätiges interdisziplinäres Expertenwissen in einem Gebiet der EU-Forschung bündeln können und dies sowohl in der Forschung als auch in der Lehre. Das CEDI-Team vereint Forscher aus den Bereichen Politikwissenschaft, Wirtschaft, Recht, Stadtplanung und Energietechnik. Die Synergieeffekte aus dieser Kooperation werden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein, dank der Unterstützung der Schader-Stiftung in Darmstadt.

Das CEDI ist auf drei Jahre ausgelegt – was soll am Ende der Förderzeit stehen, was haben Sie sich vorgenommen?

Knodt: Erst einmal sind wir sehr stolz drauf, dass es uns gelungen ist, eines von den weltweit 28 Jean Monnet Centre of Exzellence nach Darmstadt und Mainz zu holen. In Hessen und Rheinland-Pfalz sind wir das einzige Centre. CEDI wird, so die Planung, länger als die zunächst von der EU genehmigten drei Jahre bestehen. Zum einen ist hier eine Weiterfinanzierung nach einer kurzen Pause möglich. Zum anderen soll CEDI der Startpunkt weiterer größerer Verbundprojekte sein, die wir gemeinsam und zum Teil mit Kollegen aus Frankfurt anstoßen werden. Hier sind bereits sowohl in der Lehre als auch in der Forschung Formate in Planung.

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Jean Monnet Centres of Excellence „EU in Global Dialogue“ (CEDI)
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