Wissen für die Welt von morgen: Die Rhein-Main-Universitäten begehen ihren siebten Tag der RMU zusammen mit ihrem 10-jährigen Jubiläum

Goethe-Universität Frankfurt, Johannes Gutenberg-Universität Mainz und TU Darmstadt feiern das bereits eine Dekade währende Bestehen ihrer Allianz und nutzen den Anlass für einen Blick nach vorn: Was leistet die Forschung des Verbundes für die Welt von morgen?

Bilder: Uwe Dettmar

Über 300 Teilnehmende, so viele wie nie zuvor, aus den Rhein-Main-Universitäten (RMU) und externe Gäste nahmen am 7. Tag der RMU teil, der in diesem Jahr unter dem Motto „Wissen für die Welt von morgen“ auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt stattfand. Im Anschluss feierte die RMU ihren 10. Geburtstag mit dem traditionellen Sommerfest der Goethe-Universität.

Rege Diskussionen in den Barcamps

Mit Blick auf die Welt von morgen fanden zum Auftakt vier parallele Barcamps zu Themen statt, über die im Vorfeld auf Instagram rege abgestimmt wurde. Mehr als 60 Teilnehmende setzten sich mit der Bewältigung digital-analoger Lebensrealitäten auseinander. Für die Dimensionen der Nachhaltigkeit, insbesondere Ökologie und Soziales rund um den Universitätsbetrieb, interessierten sich rund 50 Teilnehmende. Das Thema Mental and Physical Health: Gesund bleiben in der modernen Leistungsgesellschaft führte gut 90 Interessierte zusammen. Das langjährige RMU-Netzwerk der Assistent*innen beteiligte sich ebenfalls mit einem Thema, das zahlreiche Gäste anzog. Mehr als 60 Teilnehmende diskutierten miteinander über den Evolutionspfad der Assistenzberufe in Zeiten von Digitalisierung und AI. In der anschließenden Zusammenfassung der Barcamp-Ergebnisse waren sich alle Präsentator*innen dahingehend einig, dass die Gesellschaft und ihre Mitglieder vor großen gesellschaftlichen Transformationen stehen, die wissenschaftlich begleitet und reflektiert anzugehen sind.

Gesprächsrunde mit den RMU-Exzellenzclustern

Da das Jahr 2025 für die RMU stark von ihrer gemeinsamen Bewerbung in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder geprägt ist, bildete dieses Thema den zweiten großen Programmteil des Tages. Bei einer neunköpfigen, von der Wissenschaftsjournalistin Julia Nestlen moderierten Gesprächsrunde erfuhr das Publikum zunächst, was es mit den so genannten Exzellenzclustern auf sich hat, von denen innerhalb der RMU insgesamt fünf eine Förderung ab 2026 erhalten werden. Hierzu standen Vertreter*innen der Cluster ebenso Rede und Antwort wie zu der Frage, was deren Forschung zur Welt von morgen beitragen will. Die Präsidenten der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Enrico Schleiff und Prof. Dr. Georg Krausch, sowie der Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Martin Lommel, erläuterten, wie sich der mit den künftigen Exzellenzclustern erste Erfolg in der Exzellenzstrategie auf die unterschiedlichsten Gruppen innerhalb der Universitäten auswirken wird und wie diese von ihm profitieren können – und mit ihnen die Gesellschaft als Ganzes.

Prof. Dr. Ralf Brandes vom Cluster „Cardio-Pulmonary Institute (CPI)“ erläuterte, dass bereits heute mehr als 50 Prozent der Todesfälle in Deutschland auf Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen zurückzuführen sind. Die Erforschung von Krankheitsmechanismen und die Entwicklung neuer therapeutischer Prinzipien kommt den Menschen zukünftig unmittelbar zugute. 

Um zukünftige Therapien geht es auch im Exzellenzcluster „Subcellular Architecture of LifE (SCALE)“. Zuvor freilich, erklärte die Co-Sprecherin des Clusters, Prof. Dr. Inga Hänelt, müssen Wissenschaftler*innen verstehen, wie die Zellen unseres Körpers ihre komplexen Strukturen aufbauen und diese sich im Alter oder bei Krankheit verändern. Anhand eines digitalen Zwillings, den es langfristig zu entwickeln gilt, könnten in der Zukunft Therapiemöglichkeiten getestet werden. 

Prof. Dr. Kristian Kersting, Co-Sprecher des Clusters „Reasonable AI (RAI)“ legte dar, wie Systeme Künstlicher Intelligenz mit „gesundem Menschenverstand“ ausgestattet werden sollen, um so die Herausforderungen der Zeit effektiver zu meistern. Dazu kann das Bearbeiten von Anträgen und Anfragen in der öffentlichen Verwaltung gehören, um bei dünner Personaldecke Anliegen dennoch schnell und korrekt zu bearbeiten und somit das Vertrauen in Staat und Gesellschaft zu fördern. 

Um das Verstehen und spätere Übertragen von menschlichen Anpassungsstrategien auf Künstliche Intelligenz geht es auch im Cluster „The Adaptive Mind (TAM)“. Cluster-Standortsprecher Prof. Dr. Constantin Rothkopf versprach, dass die Ergebnisse dieses Projekts nicht nur fundamentale Fragen der Psychologie und Kognitionswissenschaften zu Wahrnehmen, Denken und Handeln beantworten, sondern auch neue Wege für individualisierte Ansätze zu psychischer Gesundheit und die Etablierung robuster, sich anpassender Künstlicher Intelligenzsysteme eröffnen werden. 

Nichts weniger als verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält, will das Cluster Exzellenzcluster "Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter" (PRISMA++), wie dessen Co-Sprecher Prof. Dr. Alfons Weber ausführte. Die Erkenntnis darüber, was die Bausteine der Materie oder die Kräfte des Universums sind, sollen das Wissen von morgen generieren, auf dessen Basis neue Technologien und Weltbilder entstehen.

Die RMU in der Exzellenzstrategie

Im Anschluss an die konkreten Beiträge der fünf Exzellenzcluster für die Welt von morgen zeigten die Präsidenten und der Kanzler auf, welche Auswirkungen eine grundsätzliche Förderung der RMU als Exzellenzverbund im Rahmen der zweiten Förderlinie der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder für Studierende, Lehrende, Forschende und Mitarbeitende haben könnte. So bietet eine exzellente RMU ein ideales Umfeld für die (Karriere-) Entwicklung aller Mitglieder, in dem man lernen kann, auch voneinander, wie es die RMU seit Jahren praktiziert. Daher kooperiert die RMU in allen Bereichen – nicht nur in der Forschung, sondern in gemeinsamen Studiengängen, die eine Universität allein nicht anbieten könnte, im Wissensaustausch mit der Gesellschaft, beim Technologietransfer, und nicht zuletzt bei der Infrastruktur und Verwaltung.

Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt und amtierender RMU-Sprecher, sagte: „Die Universitäten haben viele Aufgaben. Und alle haben ein Ziel:  die Welt von heute jeden Tag ein wenig besser zu machen und die von morgen durch Wissen zu bereichern. Und dafür müssen auch wir jeden Tag ein wenig besser werden, denn Deutschland und Europa befinden sich in einem globalen Wettbewerb: um Fachkräfte genauso wie um Wissensressourcen, Sichtbarkeit und Wirtschaftskraft. Um in diesem Wettbewerb als Rhein-Main-Region bestehen zu können, müssen wir uns anstrengen. Unser Beitrag ist die Stärkung der Rhein-Main-Wissensregion durch unsere RMU als Allianz zwischen Goethe-Universität, TU Darmstadt und Johannes Gutenberg-Universität. Die Förderlinie 2: Exzellenzuniversitäten gibt uns die Möglichkeit, unsere Visionen, strategischen Ziele und unsere Forschungsexzellenz im Verbund noch weiter auszubauen. Für uns kommt die Ausschreibung genau zum richtigen Moment, da wir unsere RMU wie in der Vergangenheit auch zukünftig kontinuierlich weiterentwickeln werden. Die Exzellenzstrategie gibt uns somit die Chance, uns zu fokussieren und schneller ins Tun zu kommen.“

Mit einer kurzen Abschlussrunde mit Einblicken in individuelle Erkenntnisse aus dem Tag sowie einen Ausblick auf die kommenden Monate endete das Tagesprogramm. Im Anschluss begrüßten Präsident Schleiff und seine Darmstädter Kollegin Präsidentin Prof. Dr. Tanja Brühl zum Sommerfest der Goethe-Universität und Jubiläumsfest der RMU auf dem Campusgelände, zu dem natürlich auch alle Teilnehmenden des Tags der RMU eingeladen waren.

Jubiläumsfeier auf dem Sommerfest

Auf dem Fest gab es neben Softeis in den RMU-Farben und einer RMU-Fotobox auch einen Verkaufsstand mit einer Reihe von RMU-Artikeln, die von diesem Tag an erhältlich sind. Turnbeutel im RMU-Design gefüllt mit Alltagsartikeln und T-Shirts winkten auch als Gewinn einer Verlosung unter den Teilnehmer*innen der RMU-Olympiade, einem Parcours aus vier Stationen. Die Stationen spiegelten einen Querschnitt der zahlreichen Kooperationsprojekte innerhalb der RMU wider.

Angehende „RMU-Olympionik*innen“ konnten an der Station des Projekts ANIMARET „Manga-Hitster“ Anime- und Manga-Figuren ihren richtigen Namen und Entstehungszeitpunkten zuordnen. ANIMARET ist ein Projekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie der Goethe-Universität Frankfurt, das im RMU-Initiativfonds Forschung gefördert wird.

Der „Verbund Archäologie Rhein-Main (VARM)“ lockte mit „Jäger des zerbrochenen Schatzes – Rätsel aus der Welt der Archäologie“ Fans der Antike und des Puzzelns gleichermaßen an.

Der gemeinsame Studiengang Medizintechnik der TU Darmstadt und der Goethe-Universität forderte mit „Serious Games für Bildung und Gesundheit“ heraus. Beim Spiel „Balance Fit“ war physischer Einsatz gefragt.

Die Futury GmbH, deren Teilhaber alle drei Rhein-Main-Universitäten seit rund einem Vierteljahr sind und die Gründungswillige der RMU unterstützt, ließ den Blick auf berühmte Gründungen richten: In einem virtuellen Quiz, zugänglich via QR-Code, sollten diese dem richtigen Zeitpunkt zugeordnet werden.

Aus den zahlreichen Teilnehmenden wurden am frühen Abend in zwei Verlosungen sechs glückliche Gewinner*innen verlost. Alle, die die RMU-Olympiade absolviert haben, wurden mit einem RMU-Softeis vom Frankfurter Fachbereich Physik belohnt.

 

Der nächste Tag der RMU findet im Herbst 2026 an der TU Darmstadt statt.

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