Personalentscheidungen bei gesellschaftlichen Schlüsselpositionen

Die Forschergruppe untersucht Semantiken, Institutionen und Praktiken von Personalentscheidungen für gesellschaftliche Schlüsselpositionen mit einem Schwerpunkt auf Kirchen, Unternehmen, Beamtenschaft und Militär von der Antike bis in die jüngere Vergangenheit.

Sie geht von der Beobachtung aus, dass Personalentscheidungen immer mit Blick auf eine ungewisse Zukunft getroffen werden. Ob sich eine ausgewählte Person bewähren wird, ist zum Zeitpunkt der Benennung nicht sicher; Personalentscheidungen können daher nie "objektiv" richtig sein, sondern müssen auf andere Weise legitimiert und so gut als möglich gegen unerwünschte Folgen abgesichert werden, etwa durch Kompetenzprüfung, allgemeine Zustimmung oder ein Vertrauen auf besondere Zeichen.

Die Forschergruppe postuliert zum anderen, dass es zur Erklärung von Personalentscheidungen nicht ausreicht festzustellen, dass diese die soziale Ordnung der jeweiligen Gesellschaft insoweit spiegeln, als es wahrscheinlich ist, dass hoher Rang die Chance auf die Übertragung einer Führungsposition erhöht. Vielmehr ist davon auszugehen, dass immer mehrere sozial ähnlich privilegierte Kandidaten um wenige Spitzenposten konkurrieren. Personalentscheidungsverfahren müssen daher trotz (oder gerade wegen) der ihnen inhärenten Unsicherheit so gestaltet sein, dass ihr Ergebnis auch von den Unterlegenen akzeptiert werden kann.

In ihrer zweiten Phase wird sich die Forschergruppe – die zunächst Modi von Personalentscheidungen in den Mittelpunkt gestellt hat – den Blick stärker auf längerfristige Tendenzen in der Entwicklung von Personalentscheidungsmodi und auf die Folgen gescheiterter Personalentscheidungen richten.