Verbund Archäologie Rhein-Main (VARM): Nachwuchsförderung dringend geboten

VARM-Jahrestagung 2025: Podiumsdiskussion
VARM-Jahrestagung 2025: Poster Session
VARM-Jahrestagung 2025: Bodendenkmalpflege der Stadt Frankfurt wird Teil von VARM
VARM-Jahrestagung 2025

Bild 1&2: Joachim Kirschner, Goethe-Universität Frankfurt, Bild 3&4: Alexandra Hilgner, JGU Mainz

Jahrestagung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main widmete sich den Themen Generationenwechsel im Fach und Strategien der Zukunft

FRANKFURT. „Perspektiven für die Zukunft“ – unter diesem Motto stand die Jahrestagung des Verbunds Archäologie Rhein-Main (VARM) am Freitag, 5. Dezember, auf dem Campus Westend der Goethe-Universität. 150 Archäologinnen und Archäologen, die an verschiedenen Institutionen im Rhein-Main-Gebiet tätig sind, nahmen an der Veranstaltung im Casino-Gebäude teil, die im Rahmen der Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) organisiert wurde.. In unterschiedlichen Formaten – Podiumsdiskussion, Strategiepanel, Runde Tische – wurden aktuelle Fragen der Archäologie im Rhein-Main-Gebiet erörtert, Problemfelder aus unterschiedlichen Perspektiven benannt und nach Lösungen gesucht. Eine Posterpräsentation ergänzte das Programm, hier reichten die Themen vom römischen Nida bis in den ilkhanidischen Iran –  die archäologische Forschung im VARM blickt eben weit über die Region hinaus.

Der Verbund Archäologie Rhein-Main (VARM) 

Vor zehn Jahren war der Verbund Archäologie Rhein-Main (VARM) gegründet worden. Er soll die vielfältigen archäologischen Aktivitäten im Rhein-Main-Gebiet zusammenführen und bietet Forschenden aus den Altertumswissenschaften eine Plattform für fachlichen Austausch und gemeinsame Projekte. Außer den drei Rhein-Main-Universitäten (Goethe-Universität Frankfurt, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und TU Darmstadt) gehören dem VARM an: die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen, das Leibniz-Zentrum für Archäologie Mainz und die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt. Im Rahmen der Jahrestagung wurde ein weiteres Mitglied in den Verbund aufgenommen, nämlich die Bodendenkmalpflege der Stadt Frankfurt. Damit spiegelt der Verbund eine fachliche Breite, die im deutschsprachigen Raum ihresgleichen sucht.

Die Zukunft der Archäologie

Die diesjährige Tagung des VARM fokussierte auf die Zukunft des Faches. „Perspektivwechsel: Archäologie der nächsten Generation“ lautete der Titel der Diskussionsveranstaltung am Vormittag, an der Expertinnen und Experten aus Forschungsinstitutionen, dem Denkmalschutz, aus Museen, Landesbehörden, Universitäten und Studierendenschaft beteiligt waren. Im Strategiepanel am Nachmittag ging es unter dem Titel „Archäologie sichtbar machen: Strategien der Zukunft“ um die Relevanz von Archäologie in der Gesellschaft. In allen Beiträgen wurden zwei zentrale Herausforderungen für die Archäologie deutlich: Fachkräftemangel und Ausbildung in Zeiten von Sparmaßnahmen. Der Mangel an Fachkräften ist größtenteils bedingt durch eine steigende Zahl an (regionalen) Baumaßnahmen. In Hessen und Rheinland-Pfalz verpflichten archäologische Bodenfunde – gleich welcher Epoche – die Bauherren per Gesetz zur wissenschaftlichen Dokumentation, für die qualifiziertes Personal benötigt wird. Durch Stellenkürzungen und Einsparungen an den Hochschulen können gleichzeitig immer weniger junge Menschen ausgebildet werden.  Für die RMU-Universitäten ergibt sich nun in der Kooperation mit dem archäologischen Verbund ein reichhaltiges Lehr- und Fortbildungsangebot, welches auch außeruniversitäre Partner umfasst. Insofern wollen die VARM-Partnerinstitutionen den vorgenannten Herausforderungen gemeinsam begegnen. Durch personalrechtliche Änderungen wie das aktuell bundesweit diskutierte Verbot von Lehraufträgen wird allerdings die Einbindung externer Kräfte erschwert, was zum Wegfall extracurricularer Angebote führen würde.

Die Archäologie leide an fehlender Sichtbarkeit insbesondere in den sozialen Medien und setze noch zu stark auf die klassischen Publikationsformate, so die einhellige Meinung auf der Tagung. Die gesellschaftliche Relevanz müsse zudem deutlicher vermittelt werden. Die Rolle des Transmitters in die breite Öffentlichkeit fällt vor allem den Museen zu. Neben der klassischen musealen Leistungsschau mit Objekten in (Sonder-)Ausstellungen, die auf archäologische Arbeit aufmerksam macht, wächst die Bedeutung der sozialen wie digitalen Medien – insbesondere, wenn es darum geht, bei Kindern und Jugendlichen das Interesse an der Archäologie zu wecken, sei es für die klassische Antike, Griechenland, Rom, den Alten Orient oder das Mittelalter. 

Die Bedeutung der (Nachwuchs-)Förderung

Durch möglichst frühe Nachwuchsförderung könnte die Zahl der Studieninteressierten erhöht werden. Und während des Studiums müssen ausreichend Anreize gesetzt werden, um die im Archäologie-Studium grundsätzlich hohe intrinsische Motivation bis zum Abschluss zu erhalten. Neben der Nachwuchsförderung spielt aber auch eine angemessene Bezahlung von qualifizierten Fachkräften eine wichtige Rolle, um das Berufsfeld attraktiv zu machen. Dafür wollen sich alle Institutionen von VARM einsetzen, denn, wie eines der zentralen Ergebnisse lautete: „Es kann nur gemeinsam gehen!“ 

Verleihung des Eduard-Anthes-Preises

Zum Abschluss der Jahrestagung wurde der Eduard-Anthes-Preis für zwei herausragende Dissertationen zur Vor- und Frühgeschichte des deutschen Mittelgebirgsraumes verliehen. Den Preis erhielten Dr.-Ing. Birgit Nennstiel für ihre Arbeit über hölzerne Großbauten der frühen römischen Kaiserzeit und Dr. Roman Zabolotnîi für seine Studie über die mittelalterliche Wüstung von Wetzlar-Dalheim. Der Preis, der alle zwei Jahre gemeinsam vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der hessenArchäologie und dem Verein von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk Darmstadt e.V. vergeben wird, ist mit 7.500 Euro dotiert und zählt zu den ältesten deutschen Archäologiepreisen. Seit 1985 werden damit herausragende wissenschaftliche Arbeiten prämiert, die archäologische Themen aus dem deutschen Mittelgebirgsraum zwischen Neckarmündung und Norddeutscher Tiefebene behandeln.

 

Die während des Tages geknüpften Gesprächsfäden werden nun in kleineren Arbeitsgemeinschaften im kommenden Jahr weiterverfolgt, deren Ergebnisse bei der Jahrestagung 2026 vorgestellt werden sollen. 

 

Text: Dirk Wicke und Alexandra Hilgner

 

Information:
Prof. Dr. Dirk Wicke
Vorderasiatische Archäologie 
Institut für Archäologische Wissenschaften
Goethe-Universität Frankfurt 
Telefon +49 (0)69 798-32317 
E-Mail: wicke@em.uni-frankfurt.de 
Auf Instagram: www.instagram.com/goethesarchaeology/ 

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